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Joseph Haydn-Institut Köln


Das weltweit einzige Forschungsinstitut zu Leben und Werk des Wiener Klassikers gibt die Gesamtausgabe Joseph Haydn Werke heraus und veröffentlicht die Schriftenreihe Haydn Studien. Die Publikationen des Instituts erscheinen im G. Henle Verlag München.

Mit dem Erscheinen der beiden letzten Bände JHW XXIII/2 (Messen Nr. 5–8. Revidierte Neuausgabe) und JHW XXVI/4 (Bearbeitungen von Arien und Ensembles anderer Komponisten, 2. Folge) konnten Ende 2021 die Notenbände der Gesamtausgabe Joseph Haydn Werke komplettiert werden. Die Haydn-Gesamtausgabe ist ein Projekt mehrerer Forschergenerationen. Bereits 1955 wurde mit den Arbeiten begonnen. Gründungsleiter war der dänische Haydn-Forscher Prof. Dr. Jens Peter Larsen, der bereits in den 1930er Jahren in Kopenhagen die moderne Haydn-Philologie begründet hatte. Zuletzt war Dr. Armin Raab von 1999 bis 2022 Wissenschaftlicher Leiter des Instituts. Unter seiner Leitung erschienen 32 Bände und acht nachträgliche Kritische Berichte der Gesamtausgabe, außerdem 15 Hefte der Haydn-Studien (darunter ein Doppel- und ein Vierfachheft), darin drei Folgen der von ihm erstellten Haydn-Bibliographie.

Nach dem Abschluss der Notenbände wird die Gesamtausgabe noch um ein neues Werkverzeichnis und eine neue Briefausgabe erweitert.

Mit seiner Spezialbibliothek, dem Quellenarchiv und den (inzwischen digitalisierten) Karteien ist das Joseph Haydn-Institut ein weltweit vernetztes Forschungszentrum und Anlaufstelle für Forscher und interessierte Musiker. Im November 2022 hat das Joseph Haydn-Institut seine langjährigen Arbeitsräume in der Blumenthalstraße in Köln verlassen müssen, da sie aufgrund einer Eigenbedarfskündigung des Vermieters nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Kernbestand der Haydn-Spezialbibliothek und die Quellensammlung haben als Depositum im Beethoven-Haus Bonn eine neue Bleibe gefunden. Für die geschlossene Aufstellung des Kernbestands wurde im Beethoven-Haus ein „Haydn-Raum“ eingerichtet, in dem die Arbeit des Joseph Haydn-Instituts fortgeführt wird. Ein entsprechender Vertrag zwischen dem Joseph Haydn-Institut e. V. und dem Beethoven-Haus Bonn wurde am 22. September 2022 in Bonn unterzeichnet. Ein weiterer Teil der Institutsbestände, der keinen Platz im Beethoven-Haus findet, wurde in einem zusätzlich angemieteten Archivraum in Bonn aufgestellt.

Träger ist der Verein Joseph Haydn-Institut e. V. Das Institut gehört zum Akademienprogramm der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften, vertreten durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (zur Arbeit des Instituts s. a. die Jahresberichte der Akademie). Es ist Mitglied der Fachgruppe Freie Forschungsinstitute in der Gesellschaft für Musikforschung.

 

Prof. Dr. Klaus Wolfgang Niemöller (1929–2024)

In der Nacht vom 12. auf den 13. April verstarb Prof. Dr. Klaus Wolfgang Niemöller, der als Vorsitzer des Haydn-Instituts von 1977 bis 2006 amtierte und bis zuletzt als Beisitzer im Institutsvorstand mitwirkte.

Klaus Wolfgang Niemöller wurde am 21. Juli 1929 in Gelsenkirchen geboren. Von 1950 bis 1955 studierte er Musikwissenschaft an der Universität zu Köln und wurde dort mit einer Dissertation über Nicolaus Wollick (1480–1541) und dessen Musiktraktat promoviert. In Köln war er ab 1958 als Wissenschaftlicher Assistent von Karl  Gustav Fellerer tätig und habilitierte sich 1964 mit Untersuchungen zu Musikpflege und Musikunterricht an den deutschen Lateinschulen vom ausgehenden Mittelalter bis um 1600. Im Jahre 1969 wurde er zum Professor ernannt. Von 1975 bis 1983 wirkte er als Direktor des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Münster und leitete danach von 1983 bis 1994 das Musikwissenschaftliche Institut der Universität zu Köln. Seit 1977 Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste, Düsseldorf, amtierte er von 1996 bis 1999 als Vizepräsident der Klasse für Geisteswissenschaften und von 1991 bis 2002 als Vorsitzender des Ausschusses für musikwissenschaftliche Editionen bei der Union der Akademien der Wissenschaften.

Als Vorsitzer des Joseph-Haydn-Instituts Köln war er zugleich Projektleiter der Haydn-Gesamtausgabe. Seit 1986 war er zudem auch Vorsitzender der Robert-Schumann-Forschungsstelle in Düsseldorf und seit 1997 Vorsitzender des Instituts für deutsche Musikkultur im östlichen Europa in Bonn. Als Präsident der Gesellschaft für Musikforschung in den Jahren 1989 bis 1993 galt sein Engagement der Vereinigung des Faches in Ost- und Westdeutschland. Niemöllers Hauptarbeitsgebiete waren die Musiktheorie und Musikpflege vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit, die Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie interdisziplinäre Forschungen.

Die Mitglieder und ehemaligen Mitarbeitenden des Joseph Haydn-Instituts Köln gedenken Klaus Wolfgang Niemöllers in großer Dankbarkeit für sein jahrzehntelanges Wirken und werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.