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H. C. Robbins Landon (1926–2009)


Am 20. November 2009 starb Howard Chandler Robbins Landon, einer der produktivsten und vielseitigsten Haydn-Forscher des 20. Jahrhunderts, in Rabastens (Département Tarn, Frankreich). Landon gehörte zu den Gründern des Joseph Haydn-Instituts e.V. im Jahr 1955 und war Hauptherausgeber des 1958 erschienenen ersten Bandes der vom Institut erarbeiteten Gesamtausgabe Joseph Haydn Werke (Reihe XXIII, Band 2: Messen Nr. 5–8).

Landon wurde am 6. März 1926 in Boston geboren. Er studierte dort Musikwissenschaft, unter anderem bei dem Haydn-Forscher Karl Geiringer. Schon früh für Haydn begeistert, gründete er 1949 die Haydn-Society mit dem Ziel, die Musik Haydns durch neue Editionen und durch Einspielungen der Musikpraxis zugänglich zu machen. In der von der Society herausgegebenen Gesamtausgabe Joseph Haydn. Kritische Gesamtausgabe / The Complete Works. Critical Edition edierte er zwei Bände mit Sinfonien. Nachdem das Projekt nach vier Bänden eingestellt werden musste, trieb er zusammen mit anderen führenden Haydn-Forschern seiner Zeit die Gründung des Joseph Haydn-Instituts voran.

Landon betrieb über Jahre hinweg intensive Quellenstudien in zahllosen Archiven. Ein erstes Ergebnis war der umfangreiche Band The Symphonies of Joseph Haydn von 1955, der sich gleichermaßen der Chronologie, der Überlieferung und der Musik widmete. 1959 folgte eine Ausgabe der Briefe Haydns (in englischer Übersetzung). Seine Kontakte zu Sammlern in der ganzen Welt machten Landon Material zugänglich, das vielen anderen verschlossen blieb. (Daher war seine Ausgabe auch wesentliche Grundlage der originalsprachigen Briefedition von Dénes Bartha 1965.)

Landon verfasste mehrere Haydn-Biographien und bediente dabei alle nur denkbaren Leserschichten: Vom knapp gefassten populärwissenschaftlichen Taschenbuch über Bildbände bis zur monumentalen fünfbändigen Dokumentarbiographie Haydn. Chronicle and Works (1980, 1978, 1976, 1977, 1977). In diesem seinem Hauptwerk sind zahlreiche Dokumente erstmals veröffentlicht. 1962 gründete Landon das Haydn Yearbook, von dem er bis 1998 22 Bände herausbrachte und worin er zahlreiche Beiträge selbst verfasste. 1996 wurde er durch eine Festschrift geehrt, 1999 veröffentlichte er seine Autobiographie Horns in High C.

Die Zahl der von Landon vorgelegten Editionen ist kaum überschaubar. Teils gemeinsam mit anderen Forschern gab er Gesamtausgaben einzelner Gattungen heraus, so Gesamtausgaben der Sinfonien, der Klaviertrios und der Streichquartette. Bereits vorher hatte er Aufführungsmaterial zu einigen Opern Haydns erarbeitet, das vielfach bis heute als Leihmaterial zu erhalten ist; hinzu kommen zahlreiche Einzelausgaben. Mit diesen Projekten, die oft in erstaunlich kurzer Zeit fertiggestellt wurden, erwarb sich Landon ganz wesentliche Verdienste um die Wiederentdeckung Haydnscher Musik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Mitarbeiter des Instituts werden H. C. Robbins Landon ein ehrendes Andenken bewahren.